Pressearbeit

Die Presseinformation ist tot – Es lebe die Presseinformation

Jetzt wird an verschiedenen Stellen schon der Tod der Presseinformation postuliert. Eine erste Untersuchung dazu gibt es auch schon. Ersetzt werden soll die Presseinformation durch den Corporate Social Media Auftritt. Denn Social Media verändert alles. Journalisten recherchieren im Netz und finden dort spannende Geschichten zu Unternehmen – so die Idee.  Ich denke, es wird so kommen aber das wird insbesondere für Mittelständler noch dauern. Die Presseinformation hat noch lange nicht ausgedient und erfüllt nach wie vor ihren Zweck, wenn sie richtig eingesetzt wird.

Befeuert wird die aktuelle Debatte durch Journalisten wie Jens Bergmann von Brand Eins und Björn Sievers von Focus Online, die da sinngemäß sagten, sich über den Tag zu freuen, an dem sie endlich die letzte Presseinformation bekämen. Grundsätzlich, wer auf diesem Wege nicht mehr angesprochen werden möchte, der sollte dies auch nicht. Nur, so meine Erfahrung, trifft dies lediglich auf einen Teil der Journalisten zu. Zumal es sich bei den Genannten um Vertreter der wenigen bundesweit erscheinenden Wirtschaftsmedien handelt, die von den Agenturen naturgemäß mit Presseinformationen bombardiert werden. Welcher Geschäftsführer würde nicht gerne den Namen seines Unternehmens (positiv erwähnt) in den großen bundesweiten Medien lesen. Als Journalist würde ich mich da sicher auch bedanken, wenn mein Mail-Account permanent überläuft. Um nun das große „Ja-Aber“ zur Rettung der Presseinformation anzubringen. Es gibt zum einen immer noch eine Reihe von Journalisten, die gut gemachte Presseinformationen zu schätzen wissen und zum anderen gibt es Mediengruppen, wie Fach- und Lokal-Presse, bei denen sich immer noch mit kurzen nachrichtlichen Presseinformationen erfolgreich arbeiten lässt. Hier lassen sich sogar entgegen des Todgesanges Mitnahme-Effekte erzielen. Das alles ersetzt natürlich nicht die Kontakte in die Redaktionen, bei denen man allerdings eine gute Geschichte zu erzählen haben sollte, die zum jeweiligen Medium und Journalisten passt.

Social Media unterstützt die Pressearbeit

Insbesondere für Mittelständler ist in dieser Hinsicht die Presseinformation immer noch unverzichtbar. Denn gerade kleiner Unternehmen haben häufig interessante Geschichten zu bieten, müssen in den Redaktionen aber erst einmal über eine Wahrnehmungsschwelle gehoben werden.  In dieser Hinsicht sind Presseinformation und telefonischer Kontakt notwendige Arbeitmittel. Spätestens, wenn ich im Gespräch das Interesse eines Redakteurs für ein Thema wecken kann, wird er fragen, ob es dazu etwas schriftliches, wie eine Presseinformation gibt. An dieser Stelle kommt dann auch der Corporate Social Media Auftritt ins Spiel. Ich beschränke dabei die Betrachtung hier bewusst auf den Effekt im Rahmen der Pressearbeit. Effekte wie die many2many Kommunikation lasse ich mal außen vor. Für einen Journalisten erleichtert der Social Media Auftritt die Recherche ungemein. Denn die unterschiedlichen Quellen, wenn man nur einmal YouTube-Channel, Corporate-Blog, Twitter- und Facebook-Account sowie Flickr-Bilderstream nimmt, vermitteln ihm ein wesentlich umfangreicheres Bild zum Unternehmen, als dies auf Basis von Presseinformationen und Unternehmens-Website möglich ist. Gesetzt den Fall es gibt tatsächlich schon eine Kommunikation im many2many Sinne, dann wird diese die Abdruckwahrscheinlichkeit zusätzlich noch erhöhen. Aufgrund der Wahrnehmungsschwelle glaube ich allerdings nicht, dass der Social Media Auftritt für Mittelständische Unternehmen ausreichend ist, um Abdrucke in den Printmedien zu generieren. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, sobald es Erfahrungswerte in diese Richtung gibt, aber für die meisten Mittelständler wird es wie bisher auch die Ausnahmen bleiben, dass ein Abdruck aufgrund der Recherche eines Journalisten im Netz erfolgt.

Pressearbeit wird immer kleinteiliger

Was für mich aus der Diskussion um den Tod der Presseinformation bleibt, bestätigt sich durch die Erfahrungen in der Praxis: Pressearbeit ist den letzen Jahren wesentlich kleinteiliger und aufwendiger geworden. Dies beginnt schon bei der Verteilerpflege. Ich muss nicht nur wissen, welcher Journalist, welches Thema aus welchen Blickwinkeln bearbeitet, um zielgenau eine Presseinformation versenden zu können, sondern auch in welcher Form er idealerweise die Information zu einem Thema erhält. In dieser Hinsicht können Presseverteiler auch schon einmal „atomisieren“. Denn neben den Journalisten, die eine Presseinformation per Mail bevorzugen, gibt es tatsächlich sogar noch Journalisten, die Presseinformationen per Snailmail mögen. Für die Journalisten, die dann eher über den telefonischen Kontakt zu erreichen sind, muss ich zusätzlich noch die besprochenen Themen schriftlich aufbereiten.

Da ich nicht davon ausgehe, dass die Printmedien in den nächsten Jahren verschwinden, sondern sich eher verändern und ausdünnen werden, bedeutet dies für die Unternehmen einen erhöhten Kommunikationsaufwand. Sie müssen sowohl über Pressearbeit als auch über Social Media Kommunikation präsent sein. Denn immer mehr Themen treffen auf immer weniger Journalisten, die zudem immer weniger redaktionellen Raum für ihre Berichterstattung haben. Also muss ein Unternehmen alle Chancen und Wege zum Journalisten nutzen. So zeichnet sich zumindest die Tendenz zurzeit ab.

2 Gedanken zu „Die Presseinformation ist tot – Es lebe die Presseinformation

  • Die Diskussion ist hier ganz gut zusammengefasst. Danke dafür. Aber im wesentlichen geht es nicht um die Art der Informationsaufbereitung (Pressetext, Blogposting oder Tweet), sondern Distribution. Social Media Newsrooms sind der Weg, die Meldung nicht abzuschaffen, sondern von Push (überlaufende Mailfächer) zum pull. Hier hat die Meldung nachwievor ihren Platz. Die Kontaktarbeit ist da schwerer zuzuordnen. Ist der Anruf bei einem Journalisten push? Oder bewegen wir uns hier auf einer Ebene der Vermittlungsarbeit?
    Hier beginnt die Diskussion interssant zu werden. Eine Meldung wird – bei Bedarf – vom Medienverteter „gesucht“ – und zwar selten im Postfach „PR“. Der Anruf kann (und sollte) dem Austausch dienen, vielleicht auch der Anregung.
    Mal schauen, was die nächsten Jahre bringen wird.

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    • Markus NeubertNo Gravatar

      Sorry, für die verspätete Antwort. Dem Newsroom gehört ganz klar die Zukunft. Ich denke, er sollte sogar schon aktuell Bestandteil der Distribution sein. Nur, gibt es immer noch eine Reihe von Redakteuren, die eben nicht auf diesem Wege recherchieren und die muss ich auch erreichen. Also bleibt in der Praxis derzeit nichts anderes übrig als alle Wege eben so zu nutzen, wie es der jeweilige Journalist bevorzugt. Wie gesagt, ich kenne tatsächlich noch Redakteure, von denen wir zu hören bekommen, dass es schön sei, dass jemand noch Presseinformationen per Post versendet. Sie werden weniger, aber es gibt sie. Die Schwierigkeit beim Erstellen von Presseverteilern ist derzeit, herauszufinden, welcher Journalist wie erreicht werden, bzw. welcher lieber selber recherchiert und gar keine Presseinformationen mehr möchte.

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