Social Media

Facebook – Hält Facebook sein Nutzerversprechen nicht mehr ein?

Totterturm_Social_Media_FacebookNun wird darüber diskutiert, ob Facebook auf dem absteigenden Ast ist. Hintergrund sind amerikanische Studien, die feststellen, dass immer weniger Teenager das blaue Netzwerk als ihr wichtigstes Social Media Angebot sehen. Waren es im Herbst des Vorjahres noch 42 Prozent, für die Facebook das wichtigste soziale Netzwerk war, so ist dieser Wert ein Jahr später drastisch auf 23 Prozent gefallen. Gewinner dieser Entwicklung sind vor allem Messenger-Dienste wie WhatsApp. So zeigte kürzlich auch eine deutsche Studie auf, dass junge Menschen hierzulande mehr Zeit mit WhatsApp als mit Facebook verbringen. Rund 3,5 Stunden täglich nutzen sie den Dienst.

Ob dahinter tatsächlich eine Verschiebung vom Social Graph hin zu einem Interessen-Graph steckt, wie Martin Weigert vermutet, lässt sich schwer beantworten. Ich denke, dass sich beide Neigungen im Online-Verhalten der Nutzer überschneiden und immer schon überschnitten haben. Einerseits suchen die Nutzer den privaten Austausch mit Freunden und Bekannten, andererseits suchen sie aber auch nach Informationen und Neuigkeit zu ihren privaten und beruflichen Interessen. Je nachdem wie man Interessen definiert kommt es auch hier noch zu Überschneidungen, denn viele Freundeskreise, etwa im Sportverein, gruppieren sich gleichzeitig um gemeinsame Interessen.

Wobei auf Facebook bezogen, die soziale Komponente eine bedeutendere Rolle spielt, als die Interessen. Nicht zuletzt prangt deshalb am Facebook-Login der Slogan: „Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und mit diesen Inhalte zu teilen“. Dabei spielt sich eigentlich schon immer die meiste Kommunikation nicht in der Chronik, sondern in geschlossenen, eng definierten Gruppen ab. Hier melden sich auch die Nutzer zu Wort, die in ihrer Chronik nur wenige Statusupdates aufweisen.

Die Facebook-Gruppen wandern ab

Und eben da liegt auch ein Knackpunkt für Facebook. Denn nach meiner Erfahrung wandern immer mehr Gruppen zu WhatsApp ab und die Facebook-Gruppen verwaisen zunehmend. Teilweise haben sich Gruppen von Freunden, Familie und Sportvereinen als Eins-zu-Eins-Abbild auf  WhatsApp neu gebildet. Der Hauptvorteil von WhatsApp ist dabei der schnelle mobile Zugriff über Smartphones. Die entsprechende Facebook-App ist im Vergleich dazu einfach viel zu behäbig und umständlich. Zudem entspricht diese Kommunikation in kleinen Gruppen eher der Kommunikation außerhalb der sozialen Netzwerke. Denn jeder Mensch ist Bestandteil von verschiedenen Bezugsgruppen, in denen jeweils eine andere Kommunikation stattfindet. Das Statusupdate in der Facebook Chronik wird diesem Umstand nicht gerecht, denn das können ja alle Freunde und Bekannte lesen.

Genau hier liegt dann auch der Zweite Knackpunkt, an dem Facebook krankt. Mittlerweile haben die meisten Nutzer Freunde und Bekannten aus den unterschiedlichsten sozialen Kreisen eingesammelt. Nur, was teilt man denen in der viel beschworenen One-to-Many-Kommunikation über seine Chronik mit? Meine sportlichen Interessen haben für meine beruflichen Kontakte keine Relevanz und umgekehrt. Eine Einschränkung ist zwar über die Facebook-Listen möglich, aber die sind aufwendig einzurichten und zu pflegen. Außerdem kennt kaum ein Normalnutzer die Funktion der Listen. Wenn jetzt die Gruppen, in denen die spezifische Kommunikation möglich ist, nicht mehr genutzt werden, stellt sich die Frage, was bleibt von Facebook übrig?

Die Vermutung liegt nahe, dass Facebook sein Versprechen den Nutzern gegenüber nicht mehr einhält. Denn übrig bleiben letztlich die Informationen und Neuigkeiten, die über die abonnierten Facebook-Seiten in den Newsfeed der Nutzer gespült werden. Ob diese ausreichen, um die Nutzer bei Facebook zu halten, wird die Zukunft zeigen. Zumal aus der Studie hervorgeht, dass neben den Messenger-Diensten vor allem Bilderdienste wie Instagram und das Videoportal YouTube auf dem Vormarsch sind. Facebook als All-Inklusive-Portal scheint zur Minute bei vielen Nutzern nicht so gefragt zu sein. Die Tendenz geht hin zu spezialisierten Diensten. Vielleicht resultiert daraus eine Chance für andere Anbieter wie Twitter oder Google+, bei denen die Informationsvermittlung wesentlich stärker im Fokus steht.

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