Mitmachen – Petition von 562 Autoren gegen staatliche Überwachung
Ich habe die Petition unterzeichnet, weil ich denken, dass es dazu keine zwei Meinungen geben kann. Denn schon längst geht es nicht mehr nur darum, dass Unternehmen wie Facebook oder Goolge unsere Daten zu Marketingzwecken abgreifen, sondern dass Geheimdienste als verlängerter Arm von Regierungen Bürger wahllos überwachen. Und die Geheimdienste scheinen zunehmend unkontrollierbar. Nach ihrem Verständnis ist jeder Bürger verdächtig. Damit hebeln sie aber die Grundprinzipien der Demokratie und unserer Gesellschaft aus. Äußerst lesenswert dazu Sascha Lobo auf SPON. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Und wer glaubt, dass betreffe ihn ja nicht. Hier sind nur ein paar Beispiele, dass es einen schneller treffen kann, als man denkt. Da reicht öffentliche Kritik an der NSA schon aus, damit ein Autor nicht in die USA einreisen darf.
Oder: Man beschäftigt sich als freier Journalist mit Rechtsextremismus im Sport
Oder: Man ist Landtagsabgeordnete der Grünen
Oder: Man ist Rollstuhlfahrer und leidet unter Depressionen (Richtig: selbst vor medizinischen Akten macht die Datensammelwut nicht halt)
Oder: Man ist unbescholtener Bürger und googelt einfach die falschen Dinge
Das sind nur ein paar Beispiele von zahllosen Fällen, die in der letzten Zeit aufkamen. Und eben diese Beispiele sind es, die mich beunruhigen. Von daher denke ich, ist der Aufruf der Autoren keine Panikmache, sondern ein wichtiger Gegenpol zu einer ausufernden digitalen Überwachung.
Deshalb veröffentliche ich das Dokument der Autoren hier noch einmal und würde mich freuen, wenn möglichst viele mitmachen. Das Originaldokument, und die Möglichkeit die Petition zu unterzeichnen, gibt es [HIER] (Dauert nicht mehr als zwei Minuten)
Die Demokratie verteidigen im digitalen Zeitalter
Am Internationalen Tag der Menschenrechte haben sich 562 international anerkannte Autoren zu einer öffentlichen Intervention gegen die Gefahren der systematischen Massenüberwachung zusammengeschlossen. Diese einmalige globale Schriftsteller-Aktion wurde u.a. unterschrieben von Umberto Eco, Orhan Pamuk, J.M. Coetzee, Elfriede Jelinek, Günter Grass, T.C. Boyle, Margaret Atwood, Daniel Kehlmann, Nawal El Saadawi, Arundhati Roy, Henning Mankell, Richard Ford, Javier Marias, Björk, David Grossman, Arnon Grünberg, Angeles Mastretta, Juan Goytisolo, Nuruddin Farah, João Ribeiro, Victor Erofeyev, Liao Yiwu und David Malouf.
Der Aufruf der Autoren-Gruppe „Writers Against Mass Surveillance“ wurde auf Initiative von Juli Zeh, Ilija Trojanow, Eva Menasse, Janne Teller, Priya Basil, Isabel Fargo Cole und Josef Haslinger am 10. Dezember 2013 in über 30 internationalen Zeitungen veröffentlicht:
In den vergangenen Monaten ist ans Licht gekommen, in welch ungeheurem Ausmaß wir alle überwacht werden. Mit ein paar Maus-Klicks können Staaten unsere Mobiltelefone, unsere E-Mails, unsere sozialen Netzwerke und die von uns besuchten Internet-Seiten ausspähen. Sie haben Zugang zu unseren politischen Überzeugungen und Aktivitäten, und sie können, zusammen mit kommerziellen Internet-Anbietern, unser gesamtes Verhalten, nicht nur unser Konsumverhalten, vorhersagen.
Eine der tragenden Säulen der Demokratie ist die Unverletzlichkeit des Individuums. Doch die Würde des Menschen geht über seine Körpergrenze hinaus. Alle Menschen haben das Recht, in ihren Gedanken und Privaträumen, in ihren Briefen und Gesprächen frei und unbeobachtet zu bleiben.
Dieses existentielle Menschenrecht ist inzwischen null und nichtig, weil Staaten und Konzerne die technologischen Entwicklungen zum Zwecke der Überwachung massiv missbrauchen.
Ein Mensch unter Beobachtung ist niemals frei; und eine Gesellschaft unter ständiger Beobachtung ist keine Demokratie mehr. Deshalb müssen unsere demokratischen Grundrechte in der virtuellen Welt ebenso durchgesetzt werden wie in der realen.
* Überwachung verletzt die Privatsphäre sowie die Gedanken- und Meinungsfreiheit.
* Massenhafte Überwachung behandelt jeden einzelnen Bürger als Verdächtigen. Sie zerstört eine unserer historischen Errungenschaften, die Unschuldsvermutung.
* Überwachung durchleuchtet den Einzelnen, während die Staaten und Konzerne im Geheimen operieren. Wie wir gesehen haben, wird diese Macht systematisch missbraucht.
* Überwachung ist Diebstahl. Denn diese Daten sind kein öffentliches Eigentum: Sie gehören uns. Wenn sie benutzt werden, um unser Verhalten vorherzusagen, wird uns noch etwas anderes gestohlen: Der freie Wille, der unabdingbar ist für die Freiheit in der Demokratie.
WIR FORDERN DAHER, dass jeder Bürger das Recht haben muss mitzuentscheiden, in welchem Ausmaß seine persönlichen Daten gesammelt, gespeichert und verarbeitet werden und von wem; dass er das Recht hat, zu erfahren, wo und zu welchem Zweck seine Daten gesammelt werden; und dass er sie löschen lassen kann, falls sie illegal gesammelt und gespeichert wurden.
WIR RUFEN ALLE STAATEN UND KONZERNE AUF, diese Rechte zu respektieren.
WIR RUFEN ALLE BÜRGER AUF, diese Rechte zu verteidigen.
WIR RUFEN DIE VEREINTEN NATIONEN AUF, die zentrale Bedeutung der Bürgerechte im digitalen Zeitalter anzuerkennen und eine verbindliche Internationale Konvention der digitalen Rechte zu verabschieden.
WIR RUFEN ALLE REGIERUNGEN AUF, diese Konvention anzuerkennen und einzuhalten.