Social Media

Jahresdraufblick – Wo stehen wir denn nun?

Prognosen über die Entwicklung von Social Media sind in etwas so zuverlässig wie der Maya-Kalender. Schon alleine was die Entwicklung von Google+ im Laufe des Jahres anging, konnte man wahlweise lesen, dass Google+ voll durchstartet und alle anderen einpacken können, oder dass Google+ eigentlich schon tot ist und selber einpacken kann.  Anstatt einer Aussicht versuche ich lieber mal eine Draufsicht. Ist nämlich nicht ganz so einfach, denn wie immer machen eine Menge an Zahlen und Statistiken die Runde, die sich zum Teil trefflich widersprechen. Da ist die „Bestandsaufnahme des Zustandes der deutschen Gesellschaft im Informationszeitalter“ schon Gold wert. Denn hier wird die komplexe Analyse, den ansonsten doch meist recht schlicht gehaltenen Schlussfolgerungen nach Motto „alles groß – alles super“ vorgezogen. Wo also steht Social Media, bei den Unternehmen und den Nutzern?

International ist Deutschland nur Mittelmaß
Deutschland ist im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld. Nach der „Bestandsaufnahme des Zustandes der deutschen Gesellschaft im Informationszeitalter“ sehen sich insgesamt 62 Prozent der Deutschen als nicht versiert im Umgang mit digitalen Medien an. Zusätzlich hat sich die Zahl der digitalen Außenseiter ohne Internetzugang seit 2009 von 35 auf 26 Prozent der Bevölkerung nur leicht verändert. Wer aber näher in die Studie einsteigt, der findet auch die Gründe. Digitale Außenseiter haben ein Durchschnittsalter von 62 Jahren und sind überwiegend Frauen mit einer geringen formalen Bildung. Gleichzeitig wächst vor allem Facebook und hat mit 22,12 Millionen aktiven Nutzern, die innerhalb der letzten 30 Tage mindestens einmal eingeloggt waren, einen Zuwachs von annähernd 9 Mio. Nutzern in 2011 zu verzeichnen.
Trotz allem ist auch das nur europäisches Mittelfeld, denn bei der Durchdringung von Facebook in Deutschland kommt man wahlweise auf rund 50 Prozent, wenn man es auf die Internetnutzer bezieht oder auf 25 Prozent, wenn man die Gesamtbevölkerung als Grundgesamtheit nimmt. Egal wie, vergleicht man die Zahlen mit anderen europäischen Ländern wie Großbritannien, dann ist Facebook zwar auf dem Vormarsch, hat aber noch einiges an Potential.

Unternehmen- oder, wann ist Social Media auch Social Media?
Ähnlich sieht es nach einer Untersuchung des Institutes der deutschen Wirtschaft (IW)  bei den Unternehmen aus. Je nach Branche liegt der Anteil der Unternehmen, die Social Media nutzen zwischen  46 Prozent bei wirtschaftsnahen Dienstleistungen und 24 Prozent beim verarbeitenden Gewerbe, dem größten deutschen Wirtschaftszweig. Wenn ich mir die Zahlen zum Einsatz von Social Media in Unternehmen ansehe, dann stellt sich die Frage, ab wann ist der Einsatz von Social Media auch wirklich eine Kommunikationsmaßnahme in Social Media? Ich glaube, dass es da noch viele Abstufungen gibt. Ein Unternehmen, das seinen Facebook-Account nur dazu nutzt Presseinformationen einzustellen,  wird in dieser Statistik ebenso aufgeführt, wie ein Unternehmen, das eine echte Strategie entwickelt hat und über mehrere Plattformen und Accounts kommuniziert.

Was von den Zahlen bleibt
Was bleibt also von Zahlen des letzten Jahres? Deutschland befindet sich immer noch in einem Übergangsprozess, in dem sich von Verweigerung über zögerlicher Annäherung bis Enthusiasmus alles noch relativ gleich verteilt. Auffallend ist dabei allerdings die Dominanz von Facebook. So ist international das Verhältnis von Facebook zu Twitter 1:8 (800 Mio. Nutzer zu 100 Mio. Nutzer), das Verhältnis in Deutschland aber nur 1: 22,5 (22,5 Mio. Nutzer zu rund 1 Mio. Nutzer). Woran das liegt, darüber kann man nur spekulieren. Ich würde spekulieren, dass ein Zusammenhang mit den 62 Prozent, die sich als nicht versiert im Umgang mit digitalen Medien ansehen, besteht. Facebook ist vom ersten Moment an einfacher als Twitter. Schon das Prinzip der gegenseitigen Freundschaft ist vertrauter, als die asymmetrische Nutzerbeziehung bei Twitter.

Insgesamt sieht man allerdings, dass sich viele dem Thema annähern, aber immer noch mit großer Vorsicht und den unterschiedlichsten Vorstellungen. In diesem Sinne glaube ich, dass sich der Wandel in Deutschland nur langsam vollziehen wird. Social Media ist für die meisten, unabhängig ob Unternehmen oder Nutzer, synonym mit Facebook und vielleicht noch YouTube. Die Welt, die sich hinter diesen beiden Plattformen auftut, bleibt vielen noch verschlossen. Da gibt es noch sehr viele Vorurteile. Gerade Unternehmen tun sich hier noch schwer, von alten Marketing-Denkmustern Abstand zu nehmen. Ich glaube einfach, dass die Überzugungs- und Aufklärungsarbeit hier noch länger dauern wird, als sich das die meisten, die sich mit Social Media beschäftigen, vorstellen.

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